Thai oder Thailändisch
– die Sprache Thailands


Als Thai oder Thailändisch bezeichnet man die Landessprache Thailands. Es ist die Sprache, die in der Region von Bangkok gesprochen wird und als Landessprache im ganzen Land der allgemeinen Verständigung über die Regionen hinweg sowie als Schriftsprache dient. In den verschiedenen Landesteilen werden aber unter der Lokalbevölkerung auch verschiedene regionale Dialekte gesprochen – einer davon ist das Lao, welches im Nordosten Thailands (Isaan) und in Laos gesprochen wird und in Laos die Landessprache ist.

Thai gehört sprachwissenschaftlich zu einer eigenständigen Sprachenfamilie ("Tai-Kadai"). Diese Sprachen werden nicht nur in Thailand und Laos gesprochen, sondern auch in Nordost-Burma (Shan), in Nordwest-Vietnam, sowie in weiten Teilen Südchinas (in Kuangsi, Yunnan und auf der Insel Hainan). Der Basiswortschatz der Thai-Sprache besteht aus einsilbigen Wörtern, wobei jede Silbe in einem ganz bestimmten der fünf Tonfälle ausgesprochen wird. Die Wörter sind unveränderlich, es gibt also keine Grammatik im engeren Sinn. Hingegen ist der richtige Satzaufbau entscheidend für das Verständnis des Bedeutungszusammenhangs, d.h. es gibt eine klare Regelung in der Abfolge der Satzglieder. Diese können nicht wie z.B. im Deutschen fast beliebig verschoben und ausgetauscht werden.

Die thailändische Schrift ist auf der Grundlage des antiken Sanskrit Indiens entwickelt worden. In ihrer heutigen Form besteht sie aus 44 Konsonanten und 24 Vokalen. Für die Vielzahl der Buchstaben gibt es zwei Gründe: Einerseits wird der Tonfall der Silbe durch das Zusammenspiel von Konsonanten und Vokal bestimmt und aus diesem Grund werden die Konsonanten in drei Gruppen unterteilt. Die Vokale gibt es jeweils in einer kurzen und einer langen Form und die Diphthonge (Doppelvokale) gelten als eigene Buchstaben. Andererseits werden die aus den antiken Kultursprachen Sanskrit und Pali (die Sprache des Theravada-Buddhismus) übernommene Fremdwörter heute noch mit speziellen nur für diese Fremdwörter gebrauchten Konsonanten geschrieben. So gibt es z.B. vier verschiedene Buchstaben für den Laut "s", zwei für "t", fünf für "th", u.s.w.

Die Regel für das Lesen des Tonfalls kann mit der folgenden Formel dargestellt werden:
Gruppenzugehörigkeit des Anfangskonsonanten
+ evtl. Tonzeichen (nur wenn nötig)
+ Qualität des Vokals (kurz oder lang)
+ Endkonsonant (falls vorhanden)
→ Tonfall für diese Silbe

Thailändisch zu lernen ist nicht schwierig. Man muss sich aber darauf einlassen, eine völlig neue Sprache mit den ihr eigenen Ausdrucksformen von Grund auf neu zu erfassen, denn es es gibt keine sogenannten "Eselsbrücken" für den Wortschatz und die Bedeutungsfelder der Wörter sind nicht deckungsgleich mit denjenigen im Deutschen. Das Übersetzen von Wort zu Wort führt oft nicht zum Ziel, da die Wörter nicht genau so angewendet werden, wie sie normalerweise in einem Wörterbuch stehen. Dazu gibt es eine kleine Anekdote zur Illustration. Es war einmal eine Zeitungsnachricht über einen Raubüberfall zu lesen, in dem berichtet wurde, dass die Polizei sofort wusste, dass der Verbrecher ein Ausländer sein musste. Warum? Der Räuber hatte die Pistole gezückt mit den Worten "dies ist ein Überfall". Ein Thai hätte gesagt "ruhig und still bleiben".


Der oder die Lernende sollte also nicht nur Vokabeln lernen, wie man es oft noch von der Schule her gewöhnt ist. Man sollte sich viel mehr vornehmen, die Sprache gewissermassen zu "erforschen", die Wörter verstehen lernen anstatt zu übersetzen und sich die Anwendungen und Satzmuster merken. Anders gesagt: Thai mithilfe von Thai lernen, so wie die Kleinkinder ihre Muttersprache erwerben.

Ganz wichtig ist auch, sich jedes Wort von Anfang an konsequent mit seinem dazugehörigen Tonfall zu merken.


Autor: Andreas Gasser